Dienstag, 12. Mai 2009

Frank Nerdigger #3

Es ist eine Wayfarer, schwarz, aus den frühen Achtziger, genau eine solche, die Woody Allen seit seiner Geburt zu tragen scheint. Dickrandiges Gestell in zwei abgerundete, fast quadratischen Formen mit den typisch abstehen den Öhrchen oben außen. Wow, Sie muss sie gut pflegen, selbst die drei Exemplaren seines in dieser Hinsicht überpeniblen Vaters können da nicht mithalten: Der Lack weist keinerlei Kratzer auf und schickt im Zusammenspiel mit der übermäßig großen Discokugel immer wieder glänzende Lichtblitze zu Frank herüber. Ihre Sehstärke scheint nicht annähernd so schlecht zu sein wie seine eigene, der typische Hornbrillen-Effekt bleibt aus. Nicht schlimm, denkt sich Frank, ihre Augen haben auch so eine Wahnsinnswirkung. Sein Blick bleibt haften wie sonst nur an seinem 22 Zoll Bildschirm und dessen nicht annähernd so schönen Mädchen, sie muss es einfach sein, das ist ein Zeichen, quatsch, es ist das Zeichen, sagt sich Frank immer wieder. Plötzlich läuft es ihm feucht-klebrig die rechte Hand herunter. „Mist!“ schreit Frank der immer mehr nach Achtziger anmutenden elektronischen Musik entgegen und wischt sich die übergelaufene Cola an seiner Cordhose ab. Im gleichen Moment trifft ihn ein harter Schlag genau mittig ins Kreuz. Der Rest seiner Koffein-Brause verteilt sich auf dem lilanen Muskelshirts des wild vor ihm hüpfenden Kerlchens, und von links schreit es ihm ins Ohr: „Ey, Nerdigger, auch n Bier?!“

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