Dienstag, 19. Mai 2009

Bat for Lashes @ Kulturkirche Köln

Magie, so spricht es wikipedisch, ist die Beeinflussung von Menschen auf übernatürliche Art und Weise mithilfe von Ritualen, Beschwörungsformeln oder ähnlichen Praktiken. Von einzigartiger Leichtigkeit und Eleganz ist da ebenfalls die Rede.
Das muss es sein. Das und mehr noch muss es sein, was Natasha Khan an diesem Abend von der ersten Sekunde an mit mir und den gut 500 anderen Zuschauern in der wunderbaren Kulturkirche in Nippes anstellt - den omnipräsenten Teil von 19jährigen style victims, die den ganzen Abend mehr damit beschäftigt sind, wie Miss Khan oder ihre abgefahrenen Bandkollegen auszusehen und die üblichen Köln-Proleten mal ausgenommen.
Die ersten Minuten stehe ich nur da. Nichts sagen, nicht viel sehen, nur hören. Dass die bald 30 Jahre alte britische Sängerin mit pakistanischen Wurzeln eine traumhaft schöne Stimme hat, war ja bekannt, aber das? Diese Live-Performance? Wow. Ihre Stimme kommt so beeindruckend wunderbar und glasklar, egal in welcher Gestalt sie die Töne ihren dicken Kusslippen entweichen lässt.
Eine gute halbe Stunde zuvor sehe ich mich noch in der taghellen neugotischen Kirche gelangweilt der Vorband Marybell Katastrophy lauschen und mir Sorgen um den Sound machen - was aber nun im Nachhinein definitiv darauf begründet ist, dass die drei Dänen aus Aarhus erstens keine Musik für vor ein Uhr morgens machen und live wohl vor allem auch für sich selbst noch etwas zu experimentell sind.
Nun bin ich gerührt, verzaubert, tauche ein in die Märchenwelt dieses feen- und gleichzeitig hexenartigen Wesens da vorne auf der Bühne, das in seinem gestreiften Kostüm modischer und nicht so hippiesk wie gewohnt daher kommt. Meine erste bewusste Bewegung ist das Klatschen nach „Horse and I“, einem ihrer eingängigsten Songs…und bereits der dritte des Abends! Musikalisch offenbart sich ein perfekt in die Live-Interpretation übertragenes, äußerst fein abgestimmtes Songwriting. Nur einmal gerät das Gefüge ein klein wenig außer Tritt, Natasha dreht sich zu früh vom Mikrophon weg, um der Rhythmus-Sektion zu Einsatz zu nicken. Aaah, wie beruhigend, doch Menschen. Die zahlreich eingebetteten Percussionelemente wirken nie überbordend und beeindrucken in Kombination mit dem zur Schau gestellten Multiinstrumentalismus aller Beteiligten: Charlotte Hatherley wechselt bei fast jedem Song das Instrument, und ich bin mir sicher, Schlagzeugerin Sarah Jones macht bei diesem ‚Spiel‘ mit den zwei Händen, von denen eine eine kreisförmige und die andere eine geradlinige Bewegung machen muss, selbst besoffen und im Schlaf einfach jeden platt. Khan selbst begleitet ihren im Zentrum stehenden Gesang mit Piano, Cemballo, Gitarre und Zitter. Ihre mit den Instrumenten verschmelzende Aura nimmt den ganzen Saal gefangen: nach dem ersten flotteren Stück geht der Applaus bei einigen kurz in ein rhythmisches Klatschen über, wird aber sofort vom demonstrativen Nicht-Mitmachen des Großteils der Menge verurteilt – Ruhe für die Königin...sie spielt die Rassel. Und bewegt sich dabei so anmutig, dass nicht nur den Jungs schwindelig wird. Allgemein wird nun mehr mit dem Hintern gewippt, der zweite Teil wird, getragen von haupsächlich neuen Songs, deutlich discoider. Das Live-Schlagzeug, die Beat-Machine und der Bass kommen deutlich härter als auf den Studioaufnahmen daher, einige Parts erinnern mich dabei fast schon an den Sound von Fever Ray. Die neue Band mit den bereits oben schon erwähnten Damen und Ben Christophers scheint an dieser Soundentwicklung nicht ganz unschuldig sein, was Frau Khan in ihrer Danksagung selbst auch nochmal betont. Ihr selbst scheint es großen Spaß zu machen, sie tanzt sich gegen Ende regelrecht in Trance. In der befinde ich mich bereits seit Sekunde eins dieses fantastischen Konzerts, bei dem selbst diese Hammer-Location zur Nebensache wird, so überzeugt bin ich, dass das, was da auf der Bühne zelebriert wird, in jedem anderen Raum genauso faszinierend funktionieren würde.

(image by rose x)

2 Kommentare:

  1. heiligs Blechle.
    schreibst du immer so viel ?

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  2. I can see that you’re an expert in this region. I am starting an internet site soon, and your information will be very helpful for me.. Thank you for all of your help and wishing you all the success inside your business.

    känguruh kostüm

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