Freitag, 20. März 2009

Frank Nerdigger #1


Endlich, denkt sich Frank, endlich ist es soweit.
Halb stehend, halb sitzend, man weiß es ja nie so genau, wie mit diesen Barhockern zu verfahren ist, starrt er auf die Tanzfläche. Die Musik dröhnt laut, elektronisch, für seinen Geschmack ein bisschen zu Disco, er mag es lieber minimaler, am liebsten selbstgemacht, in seinem Zimmer, an einem seiner Lieblingsrechner, dem Amiga 2500/UX aus dem Jahre 1988, der mit einem parallelen UNIX-Betriebssystem ausgestattet ist und durch eine zusätzliche 68030-CPU mit entsprechendem RAM und einer Datenbusbreite von 32 Bit deutlich leistungsfähiger als sein Vorgängermodell 2000 ist. Wobei es ihm südostasiatischer Hardrock auch sehr angetan hat. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Nicht wissend, wohin mit seinen Händen, denn damit verhält es sich immer ähnlich wie bei dem Barhocker, und ihm schmeckt nun mal kein Alkohol, und als einziger hier mit ner Cola rumzustehen, nur um was in der Hand zu haben, ist doch auch bescheuert, zudem sind die Getränke sowieso viel zu teuer und warum zum Teufel machte er sich darüber Gedanken?! Machst Du im Normalfall nicht, Frank. Es muss an den besonderen Umständen heute Abend liegen. Er, in einem Club, abends nach elf. Und dann gleich so was…

1 Kommentar:

  1. Dabei wollte er es doch heute nicht so weit kommen lassen. So weit nämlich, dass die Gedanken Überhand nehmen und schließlich die Taten schon im Keim, in der so unschuldigen Motivation, ersticken. Die Taten, die zu Hause im Schutz der Wände seines Zimmers so einfach und mit einem bloßen "dieses Mal aber wirklich!" umsetzbar schienen.
    Die Male zuvor, so hatte er sich versichert, waren bloß Proben gewesen, bloß Trockenübungen für die feuchte Tat, die Aktion, den lang ersehnten
    Wendepunkt. Wenn er doch nur wüsste, ob er heute den Mut hätte! Wäre er sich seiner Feigheit bewusst, könnte er gleich wieder gehen und müsste nicht quälende Stunden abwarten, einzig abgelenkt von zuckenden Überlegungen, doch eine Cola zu bestellen. Sprite wär auch ok.
    Doch die Hoffnung, er könnte es heute schaffen, lässt ihn verharren. Er müsste doch nur die Fesseln des Barhockers lösen... Komm, erstmal ne Cola.

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